Jahresbericht 2004
Jahresbericht 2004
gehalten vom Vorsitzenden Dr. Heinz-Walter Knackmuß
am 30.06.2005 im Paul-Löbe-Haus Raum E 040 in Berlin
auf der ordentlichen Mitgliederversammlung
Liebe Mitglieder des Förderkreises, verehrte Frau Bundestagsabgeordnete Voßhoff,
ich danke der CDU- Bundestagsabgeordneten Andrea Vosshoff für die Einladung nach Berlin. Sie war so erfolgreich, dass wir gar nicht alle Anmeldungen für den heutigen Tag berücksichtigen konnten. Ich bitte nur die Budestagsabgeordnete, ein paar Worte zur Begrüßung zu sprechen.
Ich begrüße zu unserer Versammlung den Bürgermeister der Stadt Rathenow Ronald Seeger und unser Mitglied Toes Pluijter-Hamminga aus den Niederlanden.
Was hat der Förderkreis 2004 getan?
Natürlich wie jedes Jahr war die Kirche Samstag und Sonntag sowie
an Feiertage von 14:00 -16:00 Uhr geöffnet und für die vielen Besucher anzuschauen und als großer Anziehungspunkt der Blick vom Turm. Für Gäste, die in Rathenow sind, ist es inzwischen zu einer guten Tradition geworden, dass die Gastgeber sie in die Kirche führen und ihnen einen Blick vom Turm über das schöne Havelland gewähren. In diesem Zusammenhang danke ich dem stellvertretenden Vorsitzenden Axel Teckemeyer für sein Engagement zur Aufrechterhaltung dieses Aufsichtsdienstes. Ab 1. Juni 2005 hat es hier eine deutliche Entspannung gegeben, denn im Vorfeld der Landesgartenschau ist die Kirche über ein Projekt „Offene Kirche“ des Christlichen Jugenddorfes Perleberg alle Tage von11- 17 Uhr und bei Bedarf auch schon von 8 Uhr an geöffnet.
Ausstellungen
Am Ostersonntag 2004 wurde im Chorraum die Ausstellung der Ehrenbürgerin der Stadt Rathenow, Erika Guthjahr, mit dem Titel: „Kirche und Weinberg“ eröffnet.
Die 87jährige Künstlerin war in vielen Bereichen noch sehr aktiv. Das Malen und Schreiben ging ihr gut von der Hand und so hat sie in Vorbereitung der Landesgartenschau im Jahr 2006 in der Kreisstadt des Landkreises Havellandes Bilder zum Teil nach alten Skizzen um den Weinberg auf ihrer Staffelei geschaffen. Wir sahen viel Grün und alte Häuser und Straßen der pittoresken Umgebung des Weinbergs und die Sankt-Marien-Andreas-Kirche als weithin
leuchtender Mittelpunkt des Wiederaufbaus der Stadt. Die Darstellungen zeigten den Kirchturm noch vor der Vollendung. Auf einer Skizze sind die schönsten Fleckchen auf dem Weinberg vermerkt. Außerdem wurden in der Ausstellung zahlreiche Graphiken der Ehrenbürgerin präsentiert, die Natur und Bauwerke um den Weinberg zeigen.
Wir betrauern ihren Tod in diesem Jahr: Nach einer kurzen Krankheit hat sie Gott zu sich genommen. Sie fehlt uns sehr. Die Ausstellung wurde erst in diesem Jahr abgebaut.
Im Advent wurde eine Krippenaustellung im Chorraum der Sankt-Marien-
Andreas-Kirche gezeigt. 40 Krippen aus allen Teilen der Welt lockten die Besucher auch über die Weihnachtstage an. Die Krippendarstellungen erfreuten und erfreuen sich so großer Beliebtheit, weil das Jesuskind hier im Mittelpunkt steht. Kinder sind immer Träger von Hoffnungen gewesen. Alle Eltern drücken schon bei der Namensgebung ihre hohen Erwartungen an das Leben ihres Kindes aus. Auch wenn die Namensgebung Modetrends unterliegt, schwingt dabei die Hoffnung der Eltern für eine glückliche Zukunft ihrer Kinder mit. Kinder sind in allen Zeiten Träger von Verheißungen und Erwartungen des Guten gewesen. Symbolisch verkörpert das Jesuskind die Hoffnungen einer ganzen christlichen Gemeinschaft.
Umgekehrt hat es sich als viel geübter Weihnachtsbrauch ergeben, dass Kinder einen Wunschzettel an das Jesuskind schreiben, wobei sie das Christkind als Fürsprecher benutzen.
Zur gleichen Zeit, also im Advent, wurde in der Rathenower Filiale der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam vom Förderkreis die Heiligen Steine der Bibel gezeigt.
Im 2. Buch Mose, 17-20 wird das rituelle Gewand des Hohenpriesters beschrieben, das mit 12 Edelsteinen geschmückt ist. Die zwölf Edelsteine symbolisieren die zwölf Stämme Israels.
Es sind Sarder, Topas, Smaragd, Rubin, Saphir, Jaspis, Hyazinth, Diamant, Achat, Amethyst, Chrysolith, Karneol, Opal und Onyx.
Natürlich spielen auch die Kostbarkeit und Seltenheit der Edelsteine eine Rolle. Sie sollen einen kleinen Abglanz von Gottes Herrlichkeit verdeutlichen. Es geht dabei nicht so sehr um äußerlichen Glanz und Prachtentfaltung, sondern um den spirituellen Glanz, der von Gott ausgeht. Hildegard von Bingen, die berühmte Mystikerin des Mittelalters, hat in ihrem Buch von den Steinen ausführlich über die Bedeutung der Edelsteine für Magie und Heilkunst geschrieben. Die Edelsteine sind nach ihrer Auffassung durch göttlichen Willen angelegt, nur das Gute zu fördern und das Böse zu verschmähen. Gott hat mit dem Glanz der Edelsteine die ihn umgebenden Engel geschmückt. Luzifer wurde dadurch überheblich und wollte Gott gleich werden, was zu seinem Sturz in die Hölle führte. Die Edelsteine vernichtete Gott aber nicht, denn so Hildegard von Bingen in ihrem Buch Physica: “ Wie Gott den Adam zu einer besseren Beziehung wiedergewann, so ließ Gott weder Schönheit noch Kraft dieser Edelsteine zugrunde gehen, sondern er wollte, dass sie auf der Erde seien zu Ehre und Segnung und für die Heilkunst.“ Jeder kennt heute Laserstrahlen in der Medizin und nur Wenige wissen, dass als Festkörperlaser meist ein Rubin benutzt wird.
Finanzen
Seit 15.03.2004 haben wir die letzte Rate des Kredites bezahlt und sind wieder schuldenfrei.
Der Schatzmeister Wolfgang Krüger wird die Details berichten. Viel schneller als erwartet konnten wir den von der Volksbank gewährten Kredit zum Wiederaufbau des Turms abtragen. Ich darf sagen, dass der Schatzmeister Wolfgang Krüger seine ganze Kraft für die Tilgung des Kredites eingesetzt hat und ich danke ihm dafür sehr. Hier aber auch noch einmal ein herzliches Dankeschön an die wenigen großen Spender und die vielen kleinen Spender, die den Wiederaufbau der Kirche unterstützten.
Der Förderkreis 10 Jahre alt
Der Förderkreis trifft sich in diesem Jahr zu seiner zehnten Mitgliederversammlung. Er hat sich zu einer kulturellen Institution in der Kirche und in Stadt Rathenow entwickelt. Die meisten Gemeindemitglieder in Rathenow gehören auch dem Förderkreis an, sodass eine enge Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinde und Förderkreis vorhanden ist. Wir freuen uns natürlich auch über die bundesweite Präsenz und über die Mitglieder aus unseren Partnergemeinden in Olderbert in den Niederlanden. So sollen Christen miteinander leben.
Wir wollen nicht im eigenen Saft schmoren, sondern offen sein für neue Anregungen und uns so oft es geht besuchen, um durch die christliche Begegnung reicher zu werden und die gesammelten Erfahrungen in unsere Gemeinde auch auszuprobieren.
Ich muss immer an Wort aus Sacharja 6,15 denken: „Die in der Ferne wohnen, werden kommen und am Tempel des Herrn bauen.“
Der Förderkreis hat Mitglieder in ganz Deutschland. Von München bis Hamburg und von Berlin bis Frankfurt am Main. Der Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche wird von vielen Menschen, die in der Ferne wohnen auch mit getragen.
Meine Frau und ich hatten über viele Jahre in der DDR ein Abonnement an der Staatsoper unter den Linden in Berlin. Man traf sich einmal im Monat mit Freunden aus Westberlin, besuchte ein Restaurant, ein Museum und ging abends gemeinsam in die Oper. Die Westberliner lernten so den Ostteil der Stadt sehr gründlich kennen und gemeinsam hatte man die Freude des Wiedersehens. Abends fuhren wir Rathenower mit dem Plasteauto „Trabant“ zwei Stunden wieder nach Haus, denn die Bahnverbindungen waren eine Katastrohe. Nach der Einheit Deutschlands blieben diese Bindungen erhalten, obwohl die Kartenpreise für die Ostleute im Anfang fast unerschwinglich wurden. Da hörten wir, dass sich ein Freundeskreis für die Staatsoper gegründet hatte, dem hohe Persönlichkeiten wie der damalige Außenminister Dietrich Genscher u. a. angehörten. Da kam mir die Idee, einen Förderkreis für den Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche zu gründen.
Eine kleine Gruppe, bestehend aus meiner Frau, Helga Knackmuß, Sigrid Eisentraut, Axel Teckemeyer und Gisela Rosenberg saß in Rathenow in der Röntgenstraße 13 im Garten und erarbeite die Satzung. Später kam Christine Ermisch dazu. Als am 15. September 1996 die Gründungsversammlung in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche stattfand, war meine Frau schon todkrank und starb noch im gleichen Jahr an einem unheilbaren Krebsleiden.
Bei der Gründungsversammlung in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche am 15. September 1996 wurden folgende Vorstandsmitglieder gewählt:
Dr. Heinz-Walter Knackmuß, Vorsitzender
Axel Teckemeyer, 1.Stellvertretender Vorsitzender
Sigrid Eisentraut, 2. Stellvertretende Vorsitzende
Gisela Rosenberg, Schatzmeisterin
Christine Ermisch, Schriftführerin
Dem Kuratorium gehören heute noch Mitglieder von 1996 an:
1. Dr. Burkhard Schröder, Landrat des Landkreises Havelland
2. Siegfried Mertin, Vorstandsvorsitzender der Volksbank e. G. Rathenow
3. Herbert Bauer,
1996 war die Mitgliederzahl im Förderkreis 47 und stieg ständig an, obwohl viele ältere Mitglieder des Förderkreises Jahr für Jahr starben.
Jahr |
Mitglieder |
1996 |
47 |
1997 |
101 |
1998 |
98 |
1999 |
153 |
2000 |
170 |
2001 |
179 |
2002 |
185 |
2003 |
183 |
2004 |
189 |
Viele Rathenower, die das Leben fern der Heimat angesiedelt hatte, bleiben ihrer Heimatstadt verbunden. Besonders darf ich den Apotheker Wolfgang Schröder aus Witten an der Ruhr erwähnen, der dem Förderkreis nicht nur großzügige Spenden zukommen ließ, sondern auch viele Anregungen zur Finanzierung des Wiederaufbaus gab. Die berühmtesten Mitglieder des Förderkreises sind:
1.Dr. Manfred Stolpe, Bundesminister (SPD)
2. Andrea Vosshoff, MdB (CDU)
3. Dr. Margit Spielmann, Mitglied des Bundestages (SPD
4. Dieter Dombrowski, Mitglied des Brandenburgischen Landtages (CDU)
5. Dr. Burkhard Schröder, Landrat im Havelland (SPD)
6. Ronald Seeger, der Bürgermeister der Stadt Rathenow
7. Pfarrer Andreas Buchholz, Stellv. Superintendent
8.Wolfgang Gruner, Berliner Kabarettist
9. Ilse Gräfin von Bredow, Bestsellerautorin (Kartoffeln und Stippe)
10.Gans Edle Frau Karla Baronin zu Putlitz
11. Dr .Friedrich Leopold Freiherr von Stechow
12. Erika Guthjahr, Ehrenbürgerin der Stadt Rathenow
Der Rückgang der Mitglieder der Gemeinden und die wegbrechende staatliche Förderung bringen immer mehr Gotteshäuser in Not. 60 Jahre nach Kriegsende heißt es da in Rathenow noch Kriegsschäden zu beseitigen, wo andere Kirchen einfach restauriert werden müssten.
Dankenswerterweise hat die Deutsche Stiftung Denkmalsschutz die Aktion „ Rettet unsere Kirchen“ ins Leben gerufen und sorgt mit finanzieller Unterstützung für den Erhalt vieler Kirchen in ganz Deutschland.
Wenn ich an den Beginn des Wiederaufbaus der Sankt-Marien-Andreas-Kirche denke, so gab es nicht nur Zustimmung. In der Gemeinde und im Konsistorium bestand die Auffassung, die Kirche als Ruine und Mahnmal gegen den Krieg stehen zu lassen. Meine Argumenation damals lautete. 80% der Stadt Rathenow sind im zweiten Weltkrieg zerstört worden. Muss es da ausgerechnet die Kirche sein, die als Denkmal dieses schrecklichen Krieges als Ruine belassen wird. Wenn man in das Buch Nehemia schaut, der die Stadtmauer von Jerusalem wieder aufbaute, so sieht man, wie viele Gegner das Werk hindern wollten und dennoch hat Gott das Vorhaben gesegnet und ließ es zu einem glücklichen Ende kommen. Wir wollen nicht unsere alte Stadtmauer aufbauen. Wir wollen das alte Gotteshaus zum Lobe Gottes wieder herstellen. Was soll die Kriegsruine der Kirche in Rathenow die Menschen bessern?
Wenn sie nicht im Herzen Buße tun und sich ihrer unseligen Sünden gegen die Juden unter den Nazis bewusst werden, hilft der Anblick der Kirchenruine wenig. Ich freuen mich über
den Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow. Der Aufbau hat so viele Menschen in seinen Bann gezogen, und das nicht nur in Rathenow, sondern in ganz Deutschland. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir die Wohnhäuser für die Menschen in einer zerstörten Stadt wieder aufbauen, die Wohnung Gottes aber als Ruine stehen lassen.
Wir haben beim Wiederaufbau der Kirche soviel Engagement erlebt, wie nie zuvor in der Gemeinde. Das gibt uns im Vorstand und im gesamten Förderkreis Kraft und Mut, den Wiederaufbau der Sankt-Marien-andreas-Kirche unbeirrt fortzusetzen. Ich danke allen Mitgliedern des Förderkreises, dem Vorstands und dem Kuratoriums für ihr unermüdliches Engagement und möchte mich besonders bei Gisela Rosenberg, Christine Ermisch und Pfarrer Andreas Buchholz für die Unterstützung danken. Es ist schon etwas Besonderes, dass die 10. Mitgliederversammlung hier stattfinden kann.
Schluß
Die Sankt-Marien-Andreas-Kirche bildete viele Jahrhunderte lang den Mittelpunkt der Stadt Rathenow. Sie ist eine lebendige Quelle vergangener Epochen und ist Stein gewordenes Bekenntnis unserer Vorfahren und deren architektonischer Leistung. Dabei ist sie von großer Schönheit. Gerade in Zeiten schnellen Wandels stellt die Sankt-Marien-Anderas-Kirche einen verlässlichen Ort der Indentität und der Besinnung dar. Die meisten Zeugen der Vergangenheit wie kleine Geschäfte, alte Schulen und Brunnen und Pumpen sind schon lange verschwunden. So bildet die Sankt-Marien-Andreas-Kirche einen der letzten geschützten Räume in Rathenow und ist ein wichtiger Treffpunkt für die Menschen.
Hoffen wir, dass mit der Landesgartenschau 2006 ein weiterer Anstoß zur Vollendung des Wiederaufbaus gegeben wird und wir mit Gottes Segen sowie mit Hilfe der Stadt Rathenow, des Landes Brandenburg, der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union das Werk weiter führen können.
Heinz-Walter Knackmuß
Vorsitzender